Warum gelingt es den etablierten Parteien – und auch uns – noch nicht ausreichend, auch Bürger*innen mit migrantischem Hintergrund so stark einzubinden, dass sie ihre politische Agenda in unseren Diskurs einbringen? Fehlt es uns an Wertschätzung diesen Menschen gegenüber – oder ist unsere Kommunikation vielleicht noch immer nicht ausreichend transparent?
Nun wird es also eine neue türkisch-muslimische Partei geben, die DAVA.
Anders als die DAVA sollten wir nicht nur gucken, was die türkisch-muslimisch geprägten Menschen sorgt, sondern die ganze Bandbreite aller Frauen und Männer und Kinder mit einem migrantischen Hintergrund im Blick haben: Christliche ebenso wie muslimische, yesidische ebenso wie aramäische, jüdische ebenso wie koptische Menschen… Es bereichert uns, es bereichert unseren Diskurs, wenn wir deren Sorgen nicht nur zur Kenntnis, sondern wirklich ernst nehmen. Dann braucht es keine DAVA, die in Wirklichkeit ja doch nur ein Ableger der AKP ist.
Aber wir sollten auch achtsam sein: Wenn ein Mitbegründer der DAVA anmerkt, dass viele Leute seiner Klientel „verprellt“ seien von der Bundestagsresolution gegen den türkischen Völkermord von 1915 an den Armenier*innen, Aramäer*innen/Assyrer*innen und Pontosgriech*innen im Osmanischen Reich – dann müssen doch alle Alarmglocken schrillen. Völkermord ist Völkermord. So wie die Deutschen verstrickt sind in die Schuld ihrer Vorfahren, so sind die Nachfahren der osmanischen Türk*innen verstrickt in die Schuld ihrer Vorfahren. Die Leugnung des Völkermords – oder auch nur das politisch begründete Schweigen zum Völkermord – ist und bleibt unannehmbar. Diese Zumutung können wir unseren Freund*innen nicht ersparen.
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